Fernand Léger

Kaktus (ca. 1954–55)

Wenn es um Architektur geht, und vielleicht nicht nur da, kann Graz auf eine Geschichte zurückblicken, in der es das Abenteuer der Moderne (mehrfach) verpasste – und sich direkt in die Postmoderne stürzte. Es gibt eine Legende in der Stadt, wonach nach dem Krieg und dem Abzug der Besatzungstruppen der Avantgardist Fernand Léger (1881, Argentan, Dritte Französische Republik–1955, Gif-sur-Yvette, Frankreich) mit einer Wandmalerei für den wiedererrichteten Hauptbahnhof beauftragt werden sollte. Man munkelt, dass seine Sympathien für den Kommunismus dies verhinderten. Weder im Stadtarchiv noch in Légers Nachlass finden sich Skizzen oder Pläne für ein solches Werk. Der Kunsthistoriker und Direktor der Neuen Galerie, Wilfried Skreiner (1927–1994), erzählte diese Geschichte seinen Studierenden, um das Bild eines widerständigen Kontextes zu zeichnen, in dem nicht nur der Modernismus, sondern auch die Moderne als eine Möglichkeit erschien, die noch auf ihre Verwirklichung wartete.

Siebdruck, 37,7 × 56 cm

Neue Galerie Graz / Universalmuseum Joanneum