Karl Haiding

Fotodokumentation zu Stiertreibern, Donnersbach (1957)

Karl Haiding (geboren als Carlo Cyrill Andreas Paganini; 1906, Wien, Österreich-Ungarn–1985, Graz) war eine bekannte Persönlichkeit der Nachkriegssteiermark und der Gründungsdirektor des Heimatmuseums Trautenfels, einer einflussreichen Institution, die sich insbesondere dem ländlichen Leben im obersteirischen Ennstal widmete. Haiding selbst war erst 1945 in die Region gekommen, als er vor der Roten Armee in die amerikanische und später britische Besatzungszone nördlich der Enns floh.

Haiding war ein überzeugter Nazi, der bis zu seinem Lebensende den Holocaust leugnete. Im Dritten Reich hatte er eine wichtige Rolle in der Volkskunde gespielt. Schon vor dem „Anschluss“ arbeitete er in der Reichsjugendführung in Berlin, unterrichtete Funktionäre der Hitlerjugend in Volkstänzen und leitete ein Referat der Arbeitsgemeinschaft für deutsche Volkskunde, die dem NS-Chefideologen Alfred Rosenberg (1893–1946) unterstellt war. Während des Zweiten Weltkriegs führte Haidings „Feldforschung“ ihn in die von der Wehrmacht besetzten Teile Osteuropas. Hier wollte er die „ursprüngliche arische Volksüberlieferung“ herausarbeiten und die „Germanisierung“ vorbereiten.

Auch nach 1945 blieb Haiding seinen Überzeugungen treu: Er interessierte sich kaum für das reiche christliche Erbe vor Ort, sammelte Gebrauchsgegenstände, engagierte sich als Erzählforscher und dokumentierte vorwiegend „heidnische“ Bräuche, die laut Rosenbergs Volkskundlern die christlichen Traditionen hätten ablösen sollen. Im Ennstal und seinen Seitentälern erforschte Haiding etwa den herbstlichen Viehtrieb, bei dem ein bunt gekleideter „Stiertreiber“ mit verrußtem Gesicht – nach Beschreibungen des 19. Jahrhunderts eine Verkörperung des Teufels beziehungsweise einer „alten heidnischen Gottheit“ – die Kinder erschrecken sollte.

Digitale Abzüge analoger Negative

Schloss Trautenfels / Universalmuseum Joanneum