Leo Scheu

Stilleben mit Früchten (1951)

Es ist leicht, an einem fast lächerlich bescheidenen Stillleben mit billigem Gemüse vorbeizugehen (das den Titel Stilleben mit Früchten trägt, um es möglicherweise prestigeträchtiger erscheinen zu lassen) – ein Zeichen für das ärmliche Leben in der Nachkriegszeit und vielleicht auch für einen übertriebenen Lokalpatriotismus. Aber nur, wenn man nicht weiß, wer der Maler war. Wenn man ihn kennt, ergibt sich ein auffälliger und amüsanter Kontrast. Leo Scheu (1886, Olmütz, Österreich-Ungarn–1958, Graz) war ein prominenter steirischer Kunstfunktionär während der NS-Zeit und ein bedeutender Porträtist von Politikern und Geistlichen. Nach dem Krieg wurde er zu einem noch ranghöheren Künstler und Politiker. Als Initiator und erster Leiter des Grazer Künstlerhauses drängte Scheu darauf, dass dieses 1951 endlich gebaut wurde. Der Legende nach wollte er, dass alle verstorbenen Künstler:innen der Stadt in der Apsis des majestätischen Gebäudes aufgebahrt werden. Allerdings war er letztlich der Einzige, dem dies widerfuhr.

Öl auf Hartfaserplatte, 67,8 × 90,5 cm

Neue Galerie Graz / Universalmuseum Joanneum