David Kranzelbinder

Grenzland (2024)

David Kranzelbinder erkundet in seiner Fotoserie die politische Symbolik der Steiermark als südöstliches Grenzgebiet Österreichs. Die Grenze ist im Namen der Region inbegriffen: Eine Mark war im Mittelalter eine Pufferzone zwischen Reichen. Seit dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie im Jahr 1918 bildet die Südsteiermark die Grenze zu Jugoslawien beziehungsweise Slowenien. Sie war meist eine grüne Grenze, wurde in jüngerer Zeit allerdings durch Zäune zerschnitten, die Migrant:innen und Geflüchtete davon abhalten sollen, Österreich zu betreten.

In früheren Zeiten war das überwiegend slowenischsprachige Gebiet umkämpftes Terrain, das von Deutschnationalen beansprucht wurde, die – dem Zweiten Weltkrieg zum Trotz – versuchten, die slawische Sprache zu verdrängen, und sogenannte Grenzlandschulen gründeten.

Antiliberale, nationalistische Aussagen haben sich in den Wahrzeichen der Region erhalten. Dazu gehört eine kuriose Statue von Otto von Bismarck nahe Mureck aus dem Jahr 1921, die die starke Zugehörigkeit des Gebiets zu Deutschland verdeutlichen sollte. In der Obersteiermark erinnert das 26 Meter hohe Annabergdenkmal von 1917 weiterhin an die „große Zeit“ der autoritären Monarchie.


David Kranzelbinder (1982, Graz) ist ein Fotograf, Filmemacher und Kurator. Er wuchs im österreichischen Grenzgebiet zu Slowenien auf. Nach Studien in Germanistik, Philosophie und Geschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz arbeitete er mehrere Jahre als Projektmitarbeiter am dortigen Literaturhaus. Ein Schwerpunkt seiner kulturellen Arbeit liegt auf dem Motiv der Grenze und der geschichtlichen Auseinandersetzung mit der slowenischen Bevölkerung in Österreich. Seit 2017 ist Kranzelbinder künstlerischer Leiter des Pavelhauses in Laafeld bei Bad Radkersburg. Er lebt in Bad Radkersburg.

Fotografien


Vermittlungsangebot
20.11., 17:00
Ausstellungsgespräche mit Expert:innen
“Grenzland” Borderlines
Mit David Kranzelbinder