Peter Friedl

Untitled (Kill and Go) (2000) / Failed States (2011)

Untitled (Kill and Go) (2000)

Peter Friedl lebt schon lange nicht mehr in seinem Heimatland Österreich. Das letzte Mal hat er es 1994–95 versucht, als in Oberwart vier Roma durch einen Bombenanschlag brutal ermordet wurden. Friedl reagierte mit einer Intervention: dem Spruch „Kill and Go“ in den österreichischen Nationalfarben, der von einer elektronischen Werbetafel am Wiener Europaplatz prangte. In der Ausstellung kommentiert das Werk einen der größten Makel des Landes: die tief verwurzelte Fremdenfeindlichkeit und die Gleichgültigkeit gegenüber ihren tragischen Folgen.


Failed States (2011)

Langfristig gesehen könnten alle Staaten irgendwann scheitern. In der modernen Welt gibt es jedoch einen Fragile (früher Failed) States Index, der Risiken im Zusammenhang mit sozialen, wirtschaftlichen und politisch-militärischen Faktoren misst. Er wird jährlich von Expert:innen zusammengestellt und nennt in der Regel nur Länder aus Afrika und dem Nahen Osten. Peter Friedl veröffentlicht mit seinen Failed States eine neue Liste, die neben den Vereinigten Staaten auch zahlreiche europäische Länder umfasst. Er zeigt damit, wie willkürlich der Begriff des gescheiterten Staates aktuell ist.

Die Flaggen – einige von bekannten Staaten, andere von nicht oder nur begrenzt anerkannten wie Katalonien oder Palästina – wurden nach den Anweisungen des Künstlers von (ehemaligen) Insassen eines Gefängnisses im Turiner Viertel Vallette in Zusammenarbeit mit der Genossenschaft Papily genäht. Frauen mit fünfzehn verschiedenen Nationalitäten waren daran beteiligt, was dem Werk eine zusätzliche Bedeutung verleiht.

Peter Friedl (1960, Oberneukirchen, Österreich) ist ein Konzeptkünstler, der Darstellung, Geschichte und Macht hinterfragt und neue Erzählungen für unser historisches und politisches Bewusstsein entwickelt. Friedl hat an drei Documentas (1997, 2007, 2017) teilgenommen und Österreich auf der 48. Biennale von Venedig (1999) vertreten. Zu seinen jüngsten Einzelausstellungen zählen: KOW, Berlin (2022); KW Institute for Contemporary Art, Berlin (2021); Guido Costa Projects, Turin (2020); Nicolas Krupp, Basel (2020); Carré d'Art, Nîmes (2019); Kunsthalle Wien (2019). Er lebt in Berlin.

Untitled (Kill and Go) (2000)
Aluminium, Klebeband, Neonröhre, Plexiglas, 100 × 220 × 20 cm
Sammlung Ralph Schilcher, Graz

Failed States (2011)
Stoff, Nylon, Stickerei, 360 × 750 cm
Mit freundlicher Genehmigung des Künstlers und KOW, Berlin