Ingo Niermann und Erik Niedling

Walder (2023) / Eigner (2024)

Deutschland ist aktuell gespalten zwischen einer populistischen Rückkehr zum Nationalismus und einer neoliberalen Elite, die die Erinnerung an den Holocaust instrumentalisiert. Das Video-Diptychon von Ingo Niermann und Erik Niedling erkundet Wege, sich beiden Kräften zu entziehen.

Im ersten Film, Walder, versucht ein weißer Deutscher, sich von jeglichem Kollektivismus zu befreien und als sein eigener Herr neu zu erfinden. Er bezieht sich auf den Deutschen Idealismus des 19. Jahrhunderts und seinen anarchischen Geist, gleichzeitig aber auch auf die heutige Alt-Right-Bewegung und linke Selbstheilungspraktiken.

Im zweiten Film, Eigner, ein Auftragswerk des steirischen herbst, setzt sich derselbe Protagonist unmittelbar mit der deutschen NS-Vergangenheit auseinander und besucht die Gedenkstätte Buchenwald. Statt der Existenz des Lagers aus dem Weg zu gehen, schließt er die Gegensätze von Täter und Opfer zärtlich in seine Arme.

Ingo Niermann (1969, Bielefeld, BRD) ist ein Schriftsteller, der für seine spekulativen Romane und Sachbücher sowie für seine Grenzgänge in die zeitgenössische Kunst bekannt ist. Seine akribischen wie spielerischen Utopien – etwa die einer Army of Love oder eines Monadic Age – setzen sich über etablierte Gewissheiten aller ideologischen Lager hinweg. Gemeinsam mit dem Künstler Erik Niedling betreibt Niermann das Dokumentationszentrum Thüringen. Er lebt in Basel.

Erik Niedling (1973, Erfurt, DDR) ist ein Konzeptkünstler, der für seine rigorosen Aktionen bekannt ist. Seine Filme, Fotografien, Malereien und Installationen werden international in Museen, Galerien und auf Biennalen gezeigt. Gemeinsam mit dem Schriftsteller Ingo Niermann betreibt Niedling das Dokumentationszentrum Thüringen. Er lebt in Erfurt.

Walder (2023)
4K-Video, Stereoton, 7:26 min

Mit freundlicher Genehmigung von EXILE, Wien


Eigner (2024)
4K-Video, Stereoton, 7:31 min

In Auftrag gegeben von steirischer herbst ʼ24
Koproduziert von steirischer herbst ʼ24 und Dokumentationszentrum Thüringen
Mit freundlicher Unterstützung der Schweizerischen Botschaft in Österreich