Horror Patriae Ausstellung
Sektion der braunen Flaggen

Heute würde es keiner politischen Partei im Traum einfallen, Braun als ihre Farbe zu verwenden, da diese schmerzhafte Assoziationen mit den Nazis weckt: Es war die Farbe der aus der Kolonialzeit übrig gebliebenen Uniformen, die von der SA in den 1920er- und 1930er-Jahren getragen wurden. Wenn man jedoch im postfaschistischen Deutschland oder Österreich auch nur an der Oberfläche kratzt, findet man braune Uniformen und andere Attribute des Dritten Reichs, wie auf dem in diesem Raum ausgestellten Gemälde von Johannes Wohlfart. Anderswo, an einem historischen Gebäude, verdeckt eine hübsche steirische Rose, die herausragenden Denkmalschutz würdigen soll, die Stelle, an der sich einst ein Hakenkreuz befand. Ist die Rose letztlich dafür verantwortlich, es zu verbergen?

Vergangenheitsbewältigung ist im deutschsprachigen Raum ein gewichtiges ideologisches Schlagwort – in Deutschland mehr, in Österreich weniger. Aber auch in Deutschland wurde diese Kompetenz erst relativ spät, ab den 1980er-Jahren, erworben. Der Mythos einer „Stunde Null“ und eines „klaren Bruchs“ diente den Menschen als Ausrede, um sich nicht mit dem ganzen Ausmaß des NS-Terrors und des Krieges auseinanderzusetzen. Die Schuld wurde vor allem der Führung zugeschoben, die meisten kleineren Mittäter:innen und Unterstützer:innen blieben straffrei. Wesentliche Teile der Wirklichkeit änderten sich nur sehr langsam. Die Gesetzgebung aus der NS-Zeit wurde beibehalten, wichtige Expert:innen und Beamt:innen wurden wieder eingestellt, und erfundene Traditionen, die von den Nazis populär gemacht worden waren, wurden ziemlich unkritisch beibehalten. Die Trauerarbeit diente in den meisten Fällen eher dem Gewissen der Täter:innen als dem Gedenken an die Toten. Schuld wird oft als Ehrenzeichen getragen, das seine:n Träger:in als Mitglied einer auserwählten Gruppe ausweist.

In der heutigen Ukraine ähneln die Schlachtfelder auf gespenstische Weise denen des Zweiten Weltkriegs, während in Palästina und Israel die Shoah eher zu einem einschlägigen Argument der Gegenwart als zu einem Teil einer gemeinsamen Geschichte geworden ist. Diese unaussprechlichen Tragödien unserer Zeit verweisen auf unverheilte Wunden, die ohne eine Auseinandersetzung mit der schmerzhaften Vergangenheit womöglich nicht zu heilen sind.